Freitag, 25. April 2014

Er hat sich auf den Weg gemacht.


Liebe Gemeinde,

in meinen Predigten bin ich immer bemüht auf die Lesungen einzugehen. Die Texte sollen uns für unser Leben erfahrbar werden. Es geht nicht nur um das rein intellektuelle Verstehen, es geht nicht um Erklärungen, es geht vielmehr um Erfahrung. Möchten Sie in mehr über die heutigen Lesungen erfahren?

 Ja?

Dann machen wir uns auf den Weg. – Wie hat Abram einst auf diese Aufforderung reagiert?

Er hat sich auf den Weg gemacht.

Wir gehen auch eine Station weiter: z.B. Gemeindesaal:

So wie Abram einst sich auf dem Weg machte, so sind wir auch heute unterwegs.

KennerInnen ist schon aufgefallen, das der Stammvater der drei großen monotheistischen Weltreligionen: Abraham – in der heutigen Lesung noch nicht diesen Namen trägt. Abram, der „erhabene Vater“ wird erst zu dem was heute verheißen wurde. Zum Abraham, dem Vater der vielen!

Auch wir machen uns auf den Weg.

 Seid ihr auch hin und wieder unterwegs?

Wo geht ihr hin?

Wir reisen heutzutage ja sehr viel.

Religiös betrachtet ist hier auch Symbolik dahinter. Was heißt es, aufzubrechen – sich aufzumachen – sich fort zu bewegen!


Nächste Station:

Im Innenhof:


So wie Abram sich eins auf-machte,

so machen wir uns gerade auf. – Und auch im Evangelium machen sich Jesus und die Jünger auf.

Sie sind auf dem Weg mit Jesus, und erheben sich auf einen Berg gehend. Sie stehen bald über den Dingen. Sie gewinnen Abstand und Überblick.

Früher standen die Altäre auch auf Podesten, die Stufen zum Altar symbolisieren auch so einen Aufstieg. Wir haben unser Podest entfernt – es hat eher für Platzmangel gesorgt und Distanz vermittelt. Wir gewinnen unsere Höhe heute im Geistigen Maße, wir steigen innerlich empor.

Jesus geht mit seinen  Jüngern und oben angelangt strahlt Jesus förmlich. Vielleicht kennen Sie die aktuelle Werbung wo jemand so strahlt und die Nacht erhellt weit er/sie so einen tollen Job hat!

 
Inhaltlich wird dargestellt, dass die großen jüdischen Figuren Mose und Elija auch auf dieser Höhe sind.  Dh. Jesus ist auch auf dieser Ebene. Es heißt auch dass Jesus nicht ein Befreier nach der Art des Mose ist und auch nicht ein entrückter Prophet nach der Art des Elija. Jesus bekommt eine eigene Bedeutung zugeschrieben!

Jesus hat uns, die JüngerInnen, auf diesem Weg mitgenommen. Wir sind auch auf dieser Höhe, aber wir verstehen es noch nicht. Ganz Wörtlich hier: Sie fallen zu Boden! –
 

Jesus sagt uns aber wieder diese Worte: Steht auf! Fürchtet euch nicht!

Auch hier möchte ich wieder die Parallele ziehen zum Geschehen in der Liturgie.
 

Wo sind wir aufgerufen zu stehen? In der Liturgie?

Vielleicht ist es einfacher zu sagen, wo wir üblicherweise Sitzenbleiben!

-          Normale Lesungen, Perdigt – die kann länger dauern... Ankündigungen, Erklärungen,  Gesänge, sofern diese nicht in besonderer Funktion sind oder zulange dauern ;-)

-          Dh. Wir stehen, und strecken uns bildlich dem Himmel entgegen. Dh. Wir stehen und stehen zum Glauben an die Aufer- Stehung. – Auch hier gibt es ein Wortspiel zwischen dem AUF-Wachen- AUF-Stehen.

-          Wir tun dies Am Anfang des Gottesdienstes: Wir stehen gemeinsam vor Gott, Gott kommt in unserer Mitte. – Zur Liturgischen Begrüßung 

-          Wir stehen aber auch wenn wir die Gebete des Tages beten. Diese Gebete spricht der Priester stellvertretend – der Priester steht dazu und eigentlich auch die Gemeinde:

-          Tages, Gaben und Schlußgebet.

-          Beim Evangelium stehen wir auch. Aus Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes in der Guten Botschaft!

-          Auch beim Glaubensbekenntnis – stehen wir.

-          Und dann auch wieder zum Hochgebet. Erhebet die Herzen! – Das bedeutet nicht: sinkt noch Tiefer in die Kirchenbank, wenngleich es die alte germanische-römischkatholische Tradition des Kniens gibt.  Viel ursprünglicher ist aber das Stehen zur Feier der Auferstehung.

-          Erhebet die Herzen – lasst Euch erheben auf den Berg der Verklärung, erlangt Überblick und Übersicht!

-          Zum Segen, den wir empfangen, dazu können wir auch stehen als Zeichen der Aufbruchsbereitschaft wie es Abram auch einst war: Bereit sich AUF- zu – machen!

-          Wir sind üblicherweise nicht so strikt in den liturgischen Abläufen und es soll keine Qual werden. Auch eine innerliche Erhebung tut das Ihrige!

Mitunter passt es aber auch stimmungsmäßig einfach mal sitzen zu bleiben!

Nun sind wir zurückgekommen, haben einen Weg hinter uns gebracht – hat sich etwas verändert?

Zur Erinnerung eine Karte mit den Kernversen des heutigen Tages!

Amen

Wenn ich nicht ...und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.


Evangelium
Joh 20, 19-31

Acht Tage darauf kam Jesus und trat in ihre Mitte

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

24Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

 

Geht es uns nicht aus so?

Unser Glaube wird angefragt, ja angefochten! „Irrationalität“, „Religionstrottel“...

Glaube ist keine Mathematik! – 3x1 = Liebe sagt der Glaube; 3x1 ist 3 sagt die Mathematik

Zu den Kritikern: Vor kurzem ist Karlheinz Deschner verstorben: Kriminalgeschichte des Christentums, oder „Das Kreuz mit der Kirche“... Bei vielen dieser Kritiker geht es um Kirchenkritik – nach wie vor sehr berechtigt!

Glaube ist etwas „Irrationales“

             affektiv, dem logischen Denken nicht zugänglich, emotional, emotionell, gefühlsbetont, gefühlvoll, mit dem Verstand nicht fassbar

             unlogisch, vernunftwidrig (Duden)

Wir Menschen sind so! – Das soll keine Entschuldigung sein, dass wir nicht perfekt sind. Nobody is perfect. Niemand ist Unfehlbar! Wir Menschen sind emotionale Wesen. Uns gefallen unterschiedliche Dinge. Musikstile. Bilder, Natur, Speisen. Uns gefallen Menschen. Wir verlieben uns auch in Menschen. Letztlich „mathematisch“ nicht genau erfassbar.

Glaube gehört dazu. Unser Suchen nach dem Sinn, nach dem Ursprung, nach dem Danach! Der Versuch die Gegenwart zu gestalten.

Religion und Glaube bieten hier Antworten.

Letztes Jahr im Zuge der Anti Kirchenprivilegien Volksbegehren Aktion habe ich argumentiert:

Religion ist irrational ja. Aber wenn wir die Religionsgemeinschaften, die Kirchen, abschaffen, so bleibt ja Religion bestehen. Sie ist dann aber „unverwaltet“, ungeführt, muß je neu gestaltet werden und wenn wir gerade die Kirchenkritiker ernst nehmen, dann dürfen wir nicht wieder bei NULL anfangen. Die christlichen Kirchen haben 2000 Jahre Erfahrung – mit vielen Fehlern, die aber auch gut dokumentiert“. –Dogmatische Wälzer haben alles festgehalten.

Von daher mein Plädoyer zur Erhaltung der Kirchen und Religionsgemeinschaften, ja zur Förderung derselben, weil nur darin eine Entwicklung möglich ist. Auch der Islam muß noch vieles Lernen. Auch wir Christen haben uns einst gegenseitig „umgebracht“ aus „Rechtgläubigkeit“ heraus!

Wir wissen es: es gibt eine GROSSE Diskrepanz zwischen dem was JESUS predigt und verkörpert und dem was Kirchen davon leben!- Die Kirchen sind aber auch nur die Verwaltungsapparate! Nicht viel mehr  und nicht weniger!

Was bieten jetzt Religionen für Vorteile?

Strukturen und Verwaltung

Konkrete Traditionen und Rituale

Antworten auf viele Fragen – vorgefertigt und vorgedacht. => Dogmen! Autobahnen des Glaubens auf denen Mann/Frau schnell vorwärts kommt.

Manche Dogmen sind vielleicht Autobahnen ins „Nirgendwo“ ...

Christentum bietet eine Lebenshaltung an. Liebe! Als Hauptgebot!

Liebe Dich selbst und deinen Nächsten!

10 Gebote als Leitlinien

7 Sakramente als Lebenswegbegleitende Rituale

Begleitung in den Situationen wo die Welt nach wie vor versagt:

Leid, Not, Tod, Trauer!

Der Kapitalismus hat hier keine andere Antwort als Geld und Psychopharmaka. „Schmerzensgeld“, Lebensversicherung. „Antidepressiva“.

Was ist unsere Antwort als Christen?

Wachen und Beten, Trösten und Begleiten, Aushalten und Ertragen.

Mitleiden! Geteiltes Leid ist halbes Leid!

Zurück zur Ausgangsgeschichte. Thomas ist ein Bild für uns. Wir wollen Beweise und werden uns nur auf Investitionen einlassen die wir mit Fakten begründen können.

Der Glaube sagt uns: Die Früchte des Glaubens kannst du nur ernten wenn du glaubst ohne zu sehen, ohne zu berühren, ohne Berechnung!

Denn wie hätte sich ein Glaube auf Grundlage eines Berührungsbeweises vor 2000 Jahren durchgesetzt? Keine Massen-Medien, keine Tournee, keine Liveübertragung, ... Der Kreis der Augen- und Ohrenzeugen Jesu ist ein recht kleiner!

Etwas anderes hat die Menschen überzeugt, hat die Jünger begeistert, hat Paulus bekehrt und die Botschaft hinaustragen lassen.

Nicht der Leib, nicht der Anblick, allein die Botschaft hat überzeugt! Christus ist gestorben, auferstanden, Lebt in Ewigkeit

Die Botschaft steht in den Evangelien, sie wird in den Kirchen weitergetragen – gelebt werden muss sie in jeder und jedem von uns. Wenn jedeR einen Teil der Botschaft verwirklicht sind wir erlöster als der Rest der Welt!

Amen

Freitag, 14. März 2014

Eine Frucht die uns zeigt, wir haben schon gegessen...


Liebe GottesdienstbesucherInnen.

Die heutigen Lesungen führen uns nicht nur in die Fastenzeit ein, eine Zeit die für uns Altkatholiken nicht mit Fastengeboten gefüllt ist, aber dennoch eine Vorbereitungszeit auf unseren Glaubenskern ist. – Karwoche – Ostern. Altkatholiken konzentrieren sich darauf – und es zeigt sich auch darin, dass für Altkatholiken – wie für Protestanten auch – der Karfreitag ein arbeitsfreier Feiertag ist: Daher findet unserer Karfreitagsliturgie auch um 15 Uhr statt. Fastenzeit – Besinnung auf das Wesentliche.

Die alttestamentliche Lesung führt uns ins Paradies und zum Paradiesbaum. Wir alle kennen die Geschichte. Manche glauben diese Geschichte sei erfunden,  das ist ein Missverständnis. Manche glauben die Bibel sei nur wörtlich zu nehmen. Das ist ein Missverständnis. Die biblischen Geschichten erschließen sich uns nur, wenn wir nachdenken darüber und tiefer sehen als die Wörtlichkeit uns blicken lässt. Das Paradies der Geschichte, wir sind nach wie vor darin. Den Baum der Erkenntnis, wir sehen ihn gleichsam hier in diesem Ölbaum – er ist nach wie vor in unserer Mitte, und wir haben schon davon gekostet – das ist eine „Tatsache“ in meinen Augen.  Die Folgen, wir leben damit, seit wir unseren Geist, unsere vermeintliche Weisheit benutzen.  Daher die Einladung zum Abschluss der Predigt auch einen „sprichwörtlichen Apfel“ vom Baum unserer Erkenntnis mitzunehmen. Zur Erinnerung daran, dass wir mit Erkenntnisfähigkeit ausgestattet sind. – Wenn wir meinen aus diesem Paradies vertrieben zu sein – es ist allein unsere Erkenntnis und das Handeln als Folge unserer Erkenntnisse, die Paradies und Vertreibung daraus trennen. Umweltzerstörung,  unsere Vorurteile, unsere Kritiklosigkeit an den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, sie vertreiben uns aus dem Garten Eden, der für ALLE ein Paradies sein kann.

Im Evangelium zeigt uns Jesus wie wir den Versuchungen der Welt, den Versuchungen des EGOISMUS, widerstehen können. War Jesus in Versuchung seinen momentanen Hunger zu stillen? – Wäre dies eine Erwähnung im Evangelium wert?

Wenn Jesus versucht war, dann wohl versucht den Hunger der Welt insgesamt zu stillen. Jesus kannte und kennt ja die Not, den physischen wie den psychischen Hunger der Menschen. Doch Jesus will uns nicht gleichsam die Magensonde anlegen – damit wir nicht verhungern und er will uns nicht die Beruhigungsmittel spritzen, damit wir nie wieder etwas spüren. Er erliegt dieser Versuchung des „virtuellen Schlaraffenlandes“ nicht.

Jesus wird weiters versucht die weltliche Macht an sich zu reisen. Eine Versuchung das Paradies zu verordnen. Menschliche Utopien wie ein „real existierender Sozialismus“ haben dies auch versucht. Jesus widersteht. Die Kirchen haben dieser Versuchung nicht widerstanden, wie ein Blick in die Geschichte als Historie und Gegenwart zeigt.

Jesus findet in der Bibel, in der Lehre der Bibel, Rückhalt für seinen Widerstand.  Der Teufel ist schlau und bedient sich auch eines Bibelzitates. Auch dies passiert heutzutage. Wortwörtlich wird mit der Bibel unterdrückt und versklavt, verweigert und diskriminiert. Das passiert bei dem wörtlichen Missverstehen. Es passiert nicht, wenn mann oder frau nach dem fragt und sucht, was dahinter steht und gemeint ist, was es uns heute eigentlich sagen will.

Jesus erliegt nicht der Versuchung seine Macht zu beweisen. Was ist ein Glaube, der nicht glauben muss?  Ist das 1x1 der einfachen Mathematik ein Glaubenszeugnis? Das, was wir Gott nennen, auf die Probe zu stellen, es wird nicht gelingen. Wir begreifen es nicht – die Unendlichkeit und dennoch die Nähe. Die Freiheit des Glaubens – es ist ein Sprung in den Glauben. Keine einfache Rechenaufgabe!

Jesus lebt uns die Freiheit im Glauben vor, in Wahrheit und verschließt sich nicht dem Leiden, nein er geht mit im Leiden, welches mit dem Leben einhergeht. Es gibt das EINE nicht ohne das ANDERE.

Wir haben jetzt auch noch die Aufgabe unser Gedächtnis für unsere Verstorbenen auszudrücken. Die Zeichen des heutigen Gottesdienstes: Das Aschenkreuz, die Früchte des Baumes, die Papier -Blumen/Sterne in unseren Händen, Sie sind teil unserer Liturgie und unserer Feier.

-          Es folgt die kurze Blumen/Stern Meditation des Gedächtnisses.

-          Wir sind eingeladen die Blumenblüten/ die Sterne zu schließen mit den Erinnerungen an die Verstorbenen und anschließend im Taufbecken im Wasser der Taufe neu aufblühen zu lassen.

Im Anschluss daran ist auch die Einladung vom Baum der Erkenntnis zu nehmen, eine Frucht die uns zeigt, wir haben schon gegessen und können uns nicht mehr verstecken. Wir stehen voreinander wie Adam und Eva im Paradies und dennoch tun wir so, als wären wir unwissende Kinder!

Stehen wir dazu, dass wir ein Gewissen und einen Geist, eine Seele und einen Verstand haben.

Amen.

Freitag, 21. Februar 2014

Heute Lesen wir Euch die Leviten!


Heute Lesen wir Euch die Leviten!
 

Dieses Sprichwort ist bekannt. – Was verstehen wir darunter? ...

Die Bibel – wieder mal Wörtlich oder ernst?

Auch mit „Auge um Auge“  können wir was anfangen! -  Was ist hier der Hintergrund? ...

Wörtlich genommen würde sich heute hier in der Kirche nichts abspielen. Ich wage zu behaupten wir wären dann alle längst „vertilgt“, „ausgerottet“ etc.

Ah, einige dieser Regeln sind auch im 21. Jahrhundert und länger gültig. Inzest hat einfach recht drastisch negative Konsequenzen für den Nachwuchst. Ob das jemanden ein Gräuel ist oder nicht. Es hat Konsequenzen. Verzehr von Aas, also irgendwie zutodegekommenem Tier-fleisch – auch dies hat für uns Menschen gesundheitliche Konsequenzen. Daher gibt es Regeln. Regeln die wir auch heutzutage für vernünftig erachten.

Dafür essen wir heute Blutwurst, tragen Mischgewebe, können uns einige andere „Schweinereien“ erlauben und scheuen uns nicht in der Genetik tun und lassen zu wollen was der Wirtschaft förderlich ist. Ah, da ist doch noch was wo die „biblischen“ Bedenken nach wie vor bestehen.

Die Menschen damals haben sich auf diese Regeln verständigt um zu Überleben und das Erbe in ihrer Religion und Kultur bewahrt.

Wir handeln heutzutage ähnlich. Was uns Verstand und Einsicht gebieten, versuchen wir in Regeln zu fassen. Wir sind auch verwirrt wenn es um Bereiche geht wo wir uns nicht auskennen. Gentechnik: Sollen wir Mensch und Tier genetisch vermischen um klügere Arbeitstiere zu erhalten? Die Idee ist doch super. Küche die sich selber Melken, Schafe die sich selber scheren. Doch wir wissen auch, dass nicht alles was wirtschaftlich von Interesse ist, dem Menschen gut tut.  Wir wissen auch, dass nicht alles was technisch möglich ist, gut ist. Und was ist gut? Das ist auch Definitionssache. Es gibt Leute, Strömungen, welche mit  der Tatsache, dass alles in Relation zueinander steht, nicht gut umgehen können. „Der Relativismus“ der heutigen Zeit sei eine Gefahr! – Ich, meine persönliche Meinung, aber sage euch er ist eine Herausforderung der wir uns stellen müssen. Denn die Dinge sind einfach miteinander verwoben. Mein Handeln beeinflusst die Geschicke der Welt. Meine Stimme in der Demokratie wählt aus verschiedenen Möglichkeiten. Meine Rede führt zum Guten oder zum Schlechten.

Die Idee REGELN für Hygiene, Zusammenleben, Gesundheit und Stärkung der eigenen Familie des eigenen Stammes, der eigenen Volksgruppe mit religiösem Eifer und religiöser Überzeugung und Praxis zu verknüpfen ist eine alte und – aus Sicht des Zweckes – eine erfolgreiche. Das Judentum hat überlebt. Das kleine Volk aus 12 Stämmen. Und im Exil, in dem diese Leviten-Gebote verschriftet wurden, und der Autorität des Mose unterstellt wurden, waren sie überlebenswichtig für das Volk und die Kultur.

Die überlieferten Regeln WÖRTLICH genommen ... und wären wir am Ende; und immer noch werden gerne solche Worte zitiert um andere zu unterdrücken. In welchem Geist geschieht dies? Im Geiste der Liebe? „Im Namen Gottes“. – Ach Gott, was in deinem Namen nicht schon alles Verbrochen wurde. „Gott will es!“ Ja  - das was wir Christen als Gott bezeichnen „will“ den Tod, denn er ist Teil des Lebens. Ohne Tod, kein Leben! Aber dieses WILL ist ja kein persönliches: Ich will deinen Tod. Ich postuliere, dass Gott will, dass wir Leben so gut es die relativen Umstände erlauben. In Verantwortung und mit Verstand. In diesem Sinne wage ich von Gottes Willen zu sprechen. Ich kann nicht sagen: Gott will dass du leidest, dass du stirbst weil du einen Fehler begangen hast. Das kann ich nicht.-Es gibt andere Menschen, denen fällt dies leicht. Aus einer religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung heraus, aus einer Emotion heraus: Rache, Hass! 

Da kann ich aber nicht mit. Gegen dieses Miss-Verständnis – so denke ich – ist auch das Beispiel Jesu zu sehen und zu verkünden. Mit der Gottesidee lässt sich der Tod der „Ungläubigen“ so gut rechtfertigen. Mit dem Beispiel Jesu geht das nicht mehr. Das Gebot der Nächstenliebe – wie sich selbst -  wird mit Jesus richtig gewichtet. Er gibt sich selbst hin – nicht aus politischem Kalkül, nicht um von „Jungfrauen“ im Paradies erwartet zu werden, nicht aus religiösem Wahn.

Jesus zeigt uns wie wir Leben sollen – umgeben von Zwängen und Regeln, von Gegebenheiten und Gefahren. Frei, ohne Furcht, im Vertrauen auf einen Gott, der umfängt und das Leben ermöglicht – es aber nicht urteilend zu Tode bringt. In einer Gemeinschaft der „Heiligen“.

Geheiligt sind nicht nur die Auserwählten, nicht die 144Tausend, nicht die 12 Apostel, nicht die Männer, nicht die Radfahrer.  Geheiligt sind wir als Teil der Schöpfung, mit Verantwortung für diesen Garten Eden, aus dem wir uns da und dort mehr selbst vertreiben als es Gott tut. Geheiligt ist der oder diejenige die bereit ist nach der Wahrheit zu suchen in der Gemeinschaft die auch auf diesem Wege ist. In diesem Sinne sind wir auf dem Wege.

 

Wie heißt es heute im Evangelium?

48Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Streben wir also nach Vollkommenheit! Bemühen wir uns!

Amen

Freitag, 14. Februar 2014

Was hätte Jesus getan?


Liebe Gläubige, Predigt aus unserer

 GESCHÄFTSORDNUNG

FÜR DIE

GEMEINDEVERSAMMLUNG  2012

 

§ 10

Der Gemeindevorstand hat mindestens einen Monat vor der beabsichtigen Gemeindeversammlung, in einer ordentlichen Sitzung des Gemeindevorstandes, den Zeitpunkt, den Ort und die Tagesordnung der Gemeindeversammlung und eine diesbezügliche Einladung zu beschließen.

 

§ 12

Eine Gleichschrift der Einladung ist der Kirchenleitung durch den Vorsitzenden spätestens drei Tage nach der gemäß § 10 dieser Geschäftsordnung stattge-fundenen Vorstandssitzung zu übermitteln.

 

§ 13

Die gemäß § 10 dieser Geschäftsordnung beschlossene Einladung ist vom Vorsitzenden, dem zuständigen leitenden Geistlichen und dem Schriftführer zu unterzeichnen.

 

§ 59

Die Protokolle sind vom Vorsitzenden des Gemeindevorstandes, vom leitenden Seelsorger und vom Schriftführer zu unterfertigen sowie von den drei Protokollprüfern zu beglaubigen.

 

 

Liebe GottesdienstbesucherInnen, wenn es in einer Kirche schon so§§-reiterisch zugeht, wie soll man sich dann nicht wundern, dass es im Rest der Welt noch schlimmer ist. Seitenlange AGBs – Kleingedrucktes noch und nöcher.

Ich muss zugeben, in der Firma letztens auch 3 Unterschriften hergegeben zu haben.

 

Fotoerlaubnis für Firmenveranstaltungen – damit die Firma rechtlich abgesichert ist –

Securityrichtlinien – hier wird nicht mal mehr deutsch gesprochen – dabei hätte ich das Email, welches mir diese Richtlinie näher gebracht hat laut der >Richtlinie< eigentlich gar nicht lesen sollen. Der Titel – Bitte unterschreiben und zurückschicken – ist eigentlich ein Fall für den Spam-Filter; und extrem „verdächtig“ und dem Administrator zu melden.

 

Liebe Gläubige, wo kommen wir heute in unserer Welt noch hin mit all den Gesetzen und Regeln – wo wir doch meinen frei zu sein?

 

Es bleibt uns bei aller Verwirrung und Verworrenheit wohl nur ein Kriterium: Geschieht es aus Liebe oder nicht?

-       Für mich drückt Jesus es so aus: Ja, oder Nein?

Das Verstecken wollen hinter §§ und komplizierten Regelungen ist nicht im Sinne der Liebe, ist nicht redlich, ist nicht GUT.  Im Gegenteil,- ich zitiere: „ alles andere stammt vom Bösen“.

Viele Religionen, viele Staaten, viele Menschen tendieren dazu Regeln und Gesetze lieber wörtlich zu befolgen anstatt über die Folgen des Handelns oder Nichthandelns nachzudenken.

Was hätte Jesus getan?

Diese Frage stelle ich mir immer öfter! Denn – Kernpunkt des Christentums ist ja nicht eine Sammlung von alten jüdischen Traditionen und Gesetzen und das war es! – Sondern Christentum bedeutet, dass diese alten Traditionen, Texte und Überlieferungen  be Deutung gefunden haben in einem gewissen Jesus von Nazareth, der unbeirrbar daran glaubte, dass diese Gesetze und Regel und Überlieferungen einen wahren und guten und fürsorglichen Kern für die Menschen beinhalten. Dieser Jesus, den wir als den Christus, den Gesalbten, bekennen, dieser Jesus stellt auch die Prioritäten klar. „Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt.“  Die Ruhe, die der Schabbat verspricht, ist also nicht Selbstzweck, sondern „Heilsraum“ für uns.

Was hätte Jesus getan?

All die traditionellen Regeln zur Zeit Jesu – in Jesus haben wir einen Interpreten dafür erhalten. Jesus hat die Regeln nicht abgeschafft, er hat deren volle – aber eben auch  inhaltliche und nicht einfach wörtliche Erfüllung gefordert. Warum hat Jesus gegen die Scheidungspraktik gewettert? – Weil Männer damit Frauen einfach auf die Straße setzen konnten. Und dabei völlig im Recht waren. Rein rechtlich gesehen. Aber eben nicht im Wesen des Gebots von Liebe und auch nicht im Wesen von mit einem anderen Menschen verbunden sein. Wenn Ehe nur ein Vertrag ist – dann gelten die Vertragsklauseln. Wenn in der gesegneten Verbindung zweier Menschen > Liebe < im Bunde ist, dann gelten die Regeln der Liebe und nicht des Ehevertrages über die Mitgift.

Dienen die Regeln unserem zusammenwirken oder werden wir damit bedrückt?

Wann immer wir Regeln einfordern, frage ich mich, in wessen Geist tun wir es?

Was hätte Jesus getan?

Was hätte Jesus getan?

Amen

Freitag, 7. Februar 2014

Salz, nicht nur zertreten, sondern "ranzig"!


Liebe Gemeinde,

wir stehen heute wieder vor der Wahl:

Nehmen wir die Bibelstellen –wörtlich – oder ernst?

Ich bin klarerweise wieder für das ERNST nehmen. 

Das bedeutet auch, ich, wir, müssen versuchen das Wesen der biblischen Anliegen zu erfassen.

Kleiner Exkurs: Ich habe letzte Woche aus Anlass des Todes von Maximilian Schell im TV den Beginn des FILM-Klassiker über die Nürnberger Prozesse nach dem 2. Weltkrieg,  angesehen. Da stand auch die Frage im Gerichtssaal. „War die Aufgabe der beklagten Richter Nazi-Deutschlands die geltenden NAZI-Gesetzte zu vollziehen oder hätten die Richter „wissen“ müssen, dass diese Gesetze selbst „verbrecherischer Natur“ waren und somit nicht mehr Grundlage von Recht-Sprechung sein durften.

Wenn wir Menschen sagen: Wir haben nur das >Gesetz< befolgt und unsere Pflicht getan. Dann schieben wir hier meist auch gerne die Verantwortung ab.

Franz Jägerstätter hat diese Verantwortung selbst übernommen.  Ein einfacher Mann, kein „studierter“, seinem Gewissen folgend ging er in den Tod. Er hat damit vordergründig kein Menschenleben gerettet. Im Gegenteil seines verloren und das seiner Familie belastet.

Wir müssen uns immer wieder fragen. Was tun wir, warum tun wir es und was ist gut für uns.

Warum gibt es dann überhaupt Gesetze, wenn wir uns ohnehin immer wieder selbst hinterfragen müssen?

Gesetze helfen uns schnell und sicher Entscheidungen zu treffen und berechenbar und planbar zu bleiben. Wenn sich Verkehrsregeln dauernd ändern würden, der Verkehr bräche zusammen. Fahren wir heute Links oder Rechts? Gesetze und Regeln sind also per se nicht schlecht wir müssen aber wissen welchem Zweck sie dienen.

Welche Bilder und Vorgaben finden wir heute in den Lesungen?

Jesaja:

7Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten.

Ich würde sagen in Österreich haben wir mit diesen Vorgaben wenig Probleme. Durch unsere Steuern und Sozialabgaben haben wir das gesellschaftlich geregelt.

Religion hat seit jeher viele Elemente des Zusammenlebens geregelt“ – das sicherte die Weitergabe und Befolgung der Regeln mit göttlicher Autorität ausgestattet sind sie in Zeiten ohne Bücher und Schriftkenntnisse auf diese Art und Weise sicher und verlässlich tradiert worden.

Lukas: 13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

Auch dieses Bild ist bei uns gerade aktuell: Salz, seinerzeit ein kostbares Gewürz, das weiße Gold. Es hat seinen Wert verloren. Wir streuen es gleichsam als Enteisungsmittel auf die Strassen und zertreten es.

Was aber hat das Bild dann mit uns zu tun? Das Christentum ist in Verruf gekommen.

a)      Die offizielle röm.kath.Kirche, konservative und fanatische Christen halten an „Gesetzen“ fest, deren Sinn für uns heute nicht mehr gegeben ist. Z.B. Mann und Frau-sein per se  absolut zu Kategorien der Befähigung zu machen einem „Job“ oder einer Berufung zu folgen sind keine objektiven Kriterien. Christen mit einem „Religionsstifter“ der uns in Gleichnissen und Beispielen gezeigt hat in welche Richtung es gehen soll, können sich nicht auf diesen Stifter berufen um andere zu diskriminieren. Gerade er, Jesus der Christus, hat sich den Diskriminierten ja zugewandt.
Wo Religion und Kirche diskriminiert, da lässt das Licht des Christentums nach. Das Salz wird schal.

b)      Religiöse Unterdrückung  und Missbrauchsfälle in der röm.kath. Kirche haben einen schalen Beigeschmack bei den Menschen hinterlassen. Das Salz es wurde  nicht nur geschmacklos, sondern „ranzig“. Das lässt das Licht des Christentums verblassen. Das Salz wird schal.

c)      Wir, Österreicher,  sind reicher denn je, als Volk, an Geld, Kultur und Vielfalt. Und dennoch beklagen wir uns dauernd, „motschgern“, „raunzen“. Statt  gemeinsam eine Gesprächskultur zu entwickeln. Was ich hin und wieder auf Facebook zu lesen bekomme an kräftigen und bildhaften Ausdrücken und Flüchen. Das sind nicht nur schlecht Manieren, das ist Kulturlos. Da denke ich ist das Licht und die Vernunft und das Salz von Christen gefragt. Moderieren statt schimpfen, Vertrauen und Respekt aufbauen statt pauschal verurteilen.

Die heutigen Bibelstellen zeigen uns, dass es nicht reicht, das Gesetz erfüllt zu haben: Jesaja ist bei uns mit seinen Forderungen ja erfüllt. Unser soziales Netz ist prinzipiell tragfähig. Reicht das?

Es gibt immer wieder etwas zu verbessern, anzupassen, Löcher im Netz zu stopfen. Wir müssen auch die Gesellschaft davor bewahren zurückzufallen in plumpe Beschimpfungen und dumme Sprüche.

Wir müssen das Niveau halten und nicht die Hautcreme für solches halten, nur weil wir im Stande sind Werbung im TV zu sehen. Aus dem TV kommt Gutes wie Schlechtes. Wir müssen lernen zu wählen. Es ist schwer, ich weiß. Zap.zap zap... Genauso im Internet. Genauso auf Facebook. Gutes wie Schlechtes. Auf jeder Strasse kann Gutes oder Schlechtes daherkommen.  Genauso aus unserem Munde!

Als Christen sind wir aufgerufen Salz zu sein, welches die gesellschaftliche Suppe genießbarer macht. Wir sollen Leuchten sein im religiösen Gespräch und im gesellschaftlichen Prozess. Dann brauchen wir uns nicht verstecken und angst haben vor der Zukunft.

Das ist die Hausaufgabe: Salz und Licht zu sein. Wo bin ich gerade hier und heute, morgen und übermorgen gefordert?

Amen!