Samstag, 29. Oktober 2011

Heute geht es um den Priester-Stand!

Predigt: 30.X.2011

Heute geht es um den Priester-Stand!

Der Prophet Maleachi – in einer Zeit nachdem Israel im Exil war, keine Könige mehr hatte… War die Priesterschicht die Kaste die das Volk vorbildlich führen sollte…
Es gab offensichtlich Probleme…

Paulus – uns als Apostel bekannt… - war er nicht auch ein Priester? – hat er nicht Pastoralreisen unternommen? Hat er nicht als Seelsorger geschrieben und gewirkt?

-         Und er fiel – wie heute zu lesen, seiner Gemeinde in Thessaloniki auch finanziell nicht zur Last. – Paulus war Zeltmacher, hatte einen Beruf – nicht nur eine Berufung! –
-         Da kann ich mich, auf meinem Weg zum Priesteramt, durchaus wiederfinden…

Ich kann mir nur wünschen, dass das Wort des Evangeliums – wie einst bei Paulus – auch heute noch, bei Euch, den Gläubigen, wirksam ist!

Jesus ist im Evangelium auch wieder sehr klar, unmissverständlich geradezu und doch gibt es viele Titel für die Geistlichen in allen Kirchen – Brüder und Schwestern geht ja noch, Väter und Priore, Dekane und Vikare, Kuraten und Geistliche Räte, sogar Hl. Väter… bei unseren röm.kath. Geschwistern.

Diakon ist noch der passende Titel – Diener zu sein – nicht nur titularmäßig –Diener der Diener Christi … nur einer der wohlklingenden Titel des Papstes.

In der Tat ist das Priestertum, die Priesterklasse, selbst wenn sie wie bei uns Altkatholiken schon „aufgeweicht“ ist  - keine reine Männergesellschaft mehr darstellt – nicht unbedingt das was Jesus mit seinen ApostelInnen und JüngerInnen wohl ursprünglich installiert hat.

Theologisch gibt es nur mehr Christus, den einen Vermittler zwischen der unnahbaren Göttlichkeit und der irdischen, entwickelten Geschaffenheit eines Menschengeschlechtes.  Opferpriestertum und die damit verbundenen Opferrituale und Theologien sind passé -  „out“… und doch lebt im Christentum noch immer viel von der alten Tradition fort…

Wir haben in unseren Kirchen als Glaubensgrundlage und auch als ökumenisch verbindende strukturelle Übereinstimmung ein dreigliedriges Amt. Diakon Priester Bischof – Diakon und Priester sind auf den Bischof bezogen – können ohne einen Bischof nicht „existieren“ ….

Das ist ein hierarchisches Konstrukt. - Hat seine Vor- und Nachteile.

Theologisch sind wir alle – auch ohne explizite Priester-Weihe – Anteilhabende am HOHE-Priestertum Christi. Und in dieser Hinsicht gleichberechtigt – nicht von Amts- oder Wissens-wegen.

Unsere Kirche hat ein geschwächtes Priesterbild-  und –amt. – Warum?
Laien haben bei uns verfassungsmäßig sehr viel zu sagen! – Eher so wie in der Evangelischen Kirche … Ein Problem das ich darin sehe, dass unsere Laien mit den vielfältigen Aufgaben oft überfordert – bzw. sehr gefordert sind. – Aber das ist jetzt nicht das Thema…


Warum schwächelt bei uns das Priesteramt so? –
Ausbildung:
Wir haben keine regionale verbindende Ausbildung – unsere PriesterInnen kommen von überall her – kennen einander kaum… haben mitunter als
Konvertiten“ schon einmal einen schmerzlichen Ablöseprozess hinter sich – sind nicht mehr so mit einer Kirche verbunden wie jene röm. Kath. Amtsbrüder, die ganz und gar geborgen, abhängig und praktisch unkündbar sind.
Ansprüche und Entlohnung:
Die Erwartungen sind bei uns Altkatholiken in Österreich auch nicht anders als in Deutschland oder der Schweiz – akademisch ausgebildete PriesterInnen –
Röm. Kath. seits – 11 Semester Mindeststudiendauer. (Ich war dazu parallel 6 Jahre im Priesterseminar. Habe in 17 Semestern fast doppelt so viele Stunden belegt und Prüfungen gemacht wie nötig. Ausbildung zum Religionslehrer inkludiert. Grundlagen in Psychologie und- Therapie. Ausbildung zum Geistlichen Begleiter und zum Spielleiter…)
Die Entlohnung ist in Österreich nicht entsprechend den Anforderungen… und die die bereit sind dennoch ehrenamtlich zu Arbeiten im Weinberg des Herrn, deren Ausbildungsbereitschaft wird zuweilen als dennoch nicht Standesgemäß verunglimpft. –
Waren denn unsere 12 Apostel – Akademiker und Doktoren? – Nein, sie waren Fischer und Handwerker – teils Beamte – Hausfrauen waren bei den Jüngerinnen wohl auch dabei…
Die Arbeit der Priester wird oft nicht geschätzt …oft unterschätzt…. Und wir haben in den letzten Jahren nur zu oft bemerken müssen, dass wir Priester/innen verloren haben…

Die Missbrauchsgeschichten der röm.kath. Schwesterkirche haben dem Image auch nicht gerade geholfen…

Brauchen wir denn noch Priester?

Wir haben 4 Gemeinden in Wien – zwei ½ bezahlte Stellen – eine wird wegfallen - 

Der Verkehrsclub sucht Spender – für 50 Spender, die je 1000 € im Jahr springen lassen kann der VCÖ eine Forschungsstelle schaffen.

Für eine Kirchengemeinde mit 550 Mitgliedern könnte sich das – je nach Bezirk und Einkommensverteilung auch ausgehen… - wir liegen weit weit daneben!

Brauchen wir denn noch Priester?

Für die Begräbnisdienste reichen auch BegräbnisleiterInnen…

Brauchen wir denn noch Priester? Wo uns das Evangelium doch vor diesen Typen ohnehin warnt?

Wir brauchen die PriesterInnen in jedem und jeder von uns – die gemeinsam mit den Amtsträgerinnen den Leib Christi bilden.

Ich möchte schließen mit einem Gebet – um die Sache auf den Punkt zu bringen.

Gebet: Hilf mir die Dinge auf den Punkt zu bringen – Lieblingsgebet von Kardinal Franz König

HILF MIR
DIE DINGE
AUF DEN PUNKT
ZU BRINGEN



Gebet einer Ordensfrau aus dem 17. Jahrhundert
Ein Lieblingsgebet von
Kardinal Franz König (*1905 - +2004)

O Herr,
Du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich
vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der
großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer regeln zu wollen.

Mach mich nachdenklich,
aber nicht schwermütig, hilfsbereit, aber nicht bestimmend.

Angesichts meines großen Reichtums an Lebensweisheit scheint es bedauerlich, nicht alles nützen zu können, aber du weißt, Herr, dass ich schließlich doch ein paar Freunde behalten möchte.

Bewahre mich
vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und hilf mir, die Dinge auf den Punkt zu bringen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden.
Sie nehmen zu - und die Lust,
sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.


Ich wage es nicht,
um so viel Gnade zu bitten, dass ich die Erzählungen anderer über ihre Schmerzen mit Freuden anhöre, aber hilf mir, diese mit Geduld zu ertragen.

Ich wage es nicht,
ein besseres Gedächtnis zu erbitten,
dafür aber zunehmende Bescheidenheit und abnehmende Selbstsicherheit,
wenn meine Erinnerung mit der anderer
in Widerspruch
zu stehen scheint.

Lehre mich
die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so
liebenswert wie möglich. Ich möchte keine Heilige sein - mit manchen von ihnen lebt es sich so schwer; aber ein Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich,
Gutes an unerwarteten Orten zu sehen
und ungeahnte Talente
in anderen zu entdecken - und verleih mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

Amen.


Kardinal König Haus
Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas :
www kardinal-koenig-haus.at

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