Sonntag, 9. Oktober 2011

Papierblumen im Trauergedächntnis

Thema:  Totengedächtnis: - Zum Trauergedenken unseres mit 19 Jahren überraschend verstorbenen Gemeindemitglieds Philipp:

Wir denken zurück….
Gerade mal ein Jahr..

Ein langes Jahr mit vielen Ereignissen – und doch so kurz, erst 12 Monate her…

Und doch habe ich mich schon hin und wieder bei dem Gedanken ertappt, „Was hätt’ wohl Philipp dazu gesagt“…

Philipp war ein langjähriges Gemeindemitglied – aktiv – mit seinen Ideen für Gesang und Theater mit den Kindern und Jugendlichen…
Und gerade mal 19 Jahre und ich habe ihn bei meiner Verabschiedungsansprache als "enfant terrible" bezeichnet… ein Qualitätstitel – uns, die Gemeinde, die Kinder heraus – fordernd – mitunter auch aneckend… ein Wirbelwind… nicht immer vorbildlich – Phillip hat geraucht! – Aber es steht mir nicht zu Kritik zu üben…
Wir wollen uns in Erinnerung üben…

Unser Gedenken hat unterschiedliche Qualitäten… je nach Beziehung und eigenem BETEILIGTSEIN… nach Sympathie – dem Mitleiden können… ob uns der Verlust eines Kindes, eines jungen Menschen, eines engagierten Gemeindemitglieds betrifft….

Das führt mich zum heutigen Predigtschwerpunkt: Einer Trauerarbeitsübung… einer Meditation…

Hier möchte ich ein paar Symbole aufgreifen:

Blumen – mit Farben und Schönheit, Wachstum und Kraft und Saft, und doch auch Vergänglichkeit…
Wasser – als Element der Reinigung und Erfrischung – als Tränen die helfen den Schmerz der Trauer zu ertragen und uns  erleichtern…
Die Zeit – die  Kraft die alle Wunden heilt… was nicht heißt dass mann/frau die Wunden nicht noch spürt…

Und in der Meditation ist dann mitunter von körperlichen Äußerungen die Rede… selbst wenn der Bezug dazu fehlt…kein Grund besteht…die Einladung zum Mitmachen…

Körper und Geist gehören zusammen… und wenn der Körper arbeitet  hat auch der Geist etwas davon und umgekehrt…


(Verteilung der Papier-Blumen)

Ich möchte wieder auf meine bewährten Helfer zurückgreifen die Papierelemente – Blütensterne sind es heute…
JedeR möge sich einen Blütenstern nehmen…

Dieser Blütenstern steht heute bei vielen für Philipp – bei anderen vielleicht für einen anderen Verstorbenen oder Verlorenen (Menschen)

Wir schauen uns die bunte Seite an…
Wir erinnern uns an etwas aus der Vergangenheit
An etwas Fröhliches, Nettes, das uns in diesem Zusammenhang froh gemacht hat…
Schmunzeln vielleicht in Gedanken…ziehen die Mundwinkel etwas nach oben, verdrehen die Augen… sind in dem geistigen Bild oder im TUN -  es kann eines von beiden oder im Idealfall beides geschehen… Denken und Ausdruck – aber eines ist besser als gar nichts!

Aus diesem Gedanken heraus nehmen wir nun die Blume und falten eine Blüte in die Mitte – dh. die Rückseite kommt zum Vorschein – die Blüte schließt sich damit einwenig..

Wir erinnern uns an etwas aus der Vergangenheit
An etwas Ärgerliches, vielleicht Verletzendes… es macht uns wütend, zornig, wir pressen die Lippen aufeinander, runzeln die Stirn – wieder sind Gedanken  und Form – beides oder je eines  wichtig…
Nach dieser Anspannung im Gesicht –
Falten wir das nächste Blatt in die Mitte… die Blüte schließt sich ein wenig mehr…

Wir erinnern uns nun an einen Auftritt von Phillipp, wo er Orgel spielt, anderen hilft die eigene Stimme zu entdecken… Lobt und sich bedankt… An seine Erfolge…
Dazu lächeln wir wieder etwas – Mundwinkel heben… Augen weit auf.. etwas Staunen.. tief Luft holen…

Wir falten das nächste Blatt zur Mitte. Die Blüte schließt sich schon sehr…

Wir erinnern uns dass er Dinge falsch gemacht hat. Er hatte Fehler, hat geraucht… mal frech geantwortet, mal zu schnell auf der Orgel gespielt… die Geduld verloren uns zu sehr aus der Reserve gelockt…
Er ist einfach zu früh gestorben, hat zuwenig auf sich geschaut…das ist wieder Ärger, Trauer , Wut, aber nicht weil er vielleicht nicht perfekt war sondern weil wir doch trotzdem ihn mochten  ihn gut leiden konnten… und mit ihm gerne noch einiges erlebt hätten.. was wir jetzt, da er tot ist, nicht mehr können…da ist das >Gesicht wieder angespannt. Die Stirn gerunzelt.. die Zähne knirschen…. Die Faust geballt..
Wir atmen aber wieder tief durch… und falten das nächste Blütenblatt zur Mitte… die Blüte ist praktisch schon geschlossen.. ziemlich zu…

Wir haben noch ein Blütenblatt….
Wir schauen noch einmal zurück was wir hatten an ihm… sind dankbar für die Arbeit und das Engagement, seine Freundschaft und seinen Eifer…. Sein DASEIN…. Wir lassen ihn los… wir nehmen es an.. dass es ist , wie es ist.. wir atmen tief durch …öffnen und schließen die Hände… blinzeln mit den Augen…
Wir sind dankbar dass wir ihn hatten…

Und schließen die Blüte nun ganz…

Wir haben eine kleine Trauerarbeit gemacht… körperlich und geistig… menschlich…

Wenn gearbeitet wird, entsteht etwas… wir haben – übertragen - eine Blume gefaltet…
Erinnerungen eingepackt….
Und die Zeit wird diese Erinnerungen auch verwandeln und uns im Gedächtnis auch etwas schenken…

Dazu sammle ich die Blüten, die gleichsam verwelkt sind… geschlossen sind.. gestorben sind… wieder ein …

Auf einem goldenen Tablett…..

Die Blüten sind gesammelt – eine ganze Gemeindearbeit ist versammelt..

Und es ist Zeit… vergangen und es ist Zeit zu verändern – es ist Zeit die Tränen zu sammeln... und die reinigende und erfrischende Kraft von Wasser zu erleben…

Das Wasser – im fließenden Strom ein Symbol für die Zeit…

Das Wasser es kehrt zurück…
Es erquickt, es belebt...
Und es bedarf keiner Worte …

Es zu sehen reicht….

….

(Die Papierblüten werden vom Wasser geöffnet und es entfalten sich erneut bunte Blumen der Erinnerung!)


Amen

PS: Dieses Predigtelement findet auch Verwendung bei der Trauerarbeit:
http://wienost.altkatholisch.info/trauer/index.htm

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