Liebe Gemeinde,
wir stehen heute wieder vor der Wahl:
Nehmen wir die Bibelstellen –wörtlich – oder ernst?
Ich bin klarerweise wieder für das ERNST nehmen.
Das bedeutet auch, ich, wir, müssen versuchen das Wesen der
biblischen Anliegen zu erfassen.
Kleiner Exkurs:
Ich habe letzte Woche aus Anlass des Todes von Maximilian Schell im TV den Beginn
des FILM-Klassiker über die Nürnberger Prozesse nach dem 2. Weltkrieg, angesehen. Da stand auch die Frage im
Gerichtssaal. „War die Aufgabe der beklagten Richter Nazi-Deutschlands die geltenden
NAZI-Gesetzte zu vollziehen oder hätten die Richter „wissen“ müssen, dass diese
Gesetze selbst „verbrecherischer Natur“ waren und somit nicht mehr Grundlage
von Recht-Sprechung sein durften.
Wenn wir Menschen sagen: Wir haben nur das >Gesetz<
befolgt und unsere Pflicht getan. Dann schieben wir hier meist auch gerne die
Verantwortung ab.
Franz Jägerstätter hat diese Verantwortung selbst
übernommen. Ein einfacher Mann, kein „studierter“,
seinem Gewissen folgend ging er in den Tod. Er hat damit vordergründig kein
Menschenleben gerettet. Im Gegenteil seines verloren und das seiner Familie
belastet.
Wir müssen uns immer wieder fragen. Was tun wir, warum tun
wir es und was ist gut für uns.
Warum gibt es dann überhaupt Gesetze, wenn wir uns ohnehin
immer wieder selbst hinterfragen müssen?
Gesetze helfen uns schnell und sicher Entscheidungen zu
treffen und berechenbar und planbar zu bleiben. Wenn sich Verkehrsregeln
dauernd ändern würden, der Verkehr bräche zusammen. Fahren wir heute Links oder
Rechts? Gesetze und Regeln sind also per se nicht schlecht wir müssen aber
wissen welchem Zweck sie dienen.
Welche Bilder und Vorgaben
finden wir heute in den Lesungen?
Jesaja:
7Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus
auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen
Verwandten.
Ich würde sagen in Österreich haben wir mit diesen Vorgaben
wenig Probleme. Durch unsere Steuern und Sozialabgaben haben wir das „gesellschaftlich“ geregelt.
Religion hat seit jeher viele Elemente des Zusammenlebens „geregelt“ – das sicherte die
Weitergabe und Befolgung der Regeln – mit göttlicher
Autorität ausgestattet sind sie in Zeiten ohne Bücher und Schriftkenntnisse auf
diese Art und Weise „sicher“ und
„verlässlich“ tradiert worden.
Lukas: 13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz
seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu
nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Auch dieses Bild ist bei uns gerade aktuell: Salz,
seinerzeit ein kostbares Gewürz, das weiße Gold. Es hat seinen Wert verloren.
Wir streuen es gleichsam als Enteisungsmittel auf die Strassen und zertreten
es.
Was aber hat das Bild dann mit uns zu tun? –
Das Christentum ist in Verruf gekommen.
a)
Die offizielle röm.kath.Kirche, konservative
und fanatische Christen halten an „Gesetzen“ fest, deren Sinn für uns heute
nicht mehr gegeben ist. Z.B. Mann und Frau-sein per se absolut zu Kategorien der Befähigung zu
machen einem „Job“ oder einer Berufung zu folgen sind keine objektiven
Kriterien. Christen mit einem „Religionsstifter“ der uns in Gleichnissen und
Beispielen gezeigt hat in welche Richtung es gehen soll, können sich nicht auf
diesen Stifter berufen um andere zu diskriminieren. Gerade er, Jesus der Christus,
hat sich den Diskriminierten ja zugewandt.
Wo Religion und Kirche diskriminiert, da lässt das Licht des Christentums nach. Das Salz wird schal.
Wo Religion und Kirche diskriminiert, da lässt das Licht des Christentums nach. Das Salz wird schal.
b)
Religiöse Unterdrückung und Missbrauchsfälle in der röm.kath. Kirche
haben einen schalen Beigeschmack bei den Menschen hinterlassen. Das Salz es
wurde nicht nur geschmacklos, sondern „ranzig“.
Das lässt das Licht des Christentums verblassen. Das Salz wird schal.
c)
Wir, Österreicher, sind reicher denn je, als Volk, an Geld,
Kultur und Vielfalt. Und dennoch beklagen wir uns dauernd, „motschgern“, „raunzen“.
Statt gemeinsam eine Gesprächskultur zu
entwickeln. Was ich hin und wieder auf Facebook zu lesen bekomme an kräftigen
und bildhaften Ausdrücken und Flüchen. Das sind nicht nur schlecht Manieren,
das ist Kulturlos. Da denke ich ist das Licht und die Vernunft und das Salz von
Christen gefragt. Moderieren statt schimpfen, Vertrauen und Respekt aufbauen
statt pauschal verurteilen.
Die heutigen Bibelstellen zeigen uns, dass es nicht reicht,
das Gesetz erfüllt zu haben: Jesaja ist bei uns mit seinen Forderungen ja
erfüllt. Unser soziales Netz ist prinzipiell tragfähig. Reicht das?
Es gibt immer wieder etwas zu verbessern, anzupassen, Löcher
im Netz zu stopfen. Wir müssen auch die Gesellschaft davor bewahren
zurückzufallen in plumpe Beschimpfungen und dumme Sprüche.
Wir müssen das Niveau halten und nicht die Hautcreme für
solches halten, nur weil wir im Stande sind Werbung im TV zu sehen. Aus dem TV
kommt Gutes wie Schlechtes. Wir müssen lernen zu wählen. Es ist schwer, ich
weiß. Zap.zap zap... Genauso im Internet. Genauso auf Facebook. Gutes wie
Schlechtes. Auf jeder Strasse kann Gutes oder Schlechtes daherkommen. Genauso aus unserem Munde!
Als Christen sind wir aufgerufen Salz zu sein, welches die
gesellschaftliche Suppe genießbarer macht. Wir sollen Leuchten sein im
religiösen Gespräch und im gesellschaftlichen Prozess. Dann brauchen wir uns
nicht verstecken und angst haben vor der Zukunft.
Das ist die Hausaufgabe: Salz und Licht zu sein. Wo bin ich
gerade hier und heute, morgen und übermorgen gefordert?
Amen!
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