Freitag, 7. Februar 2014

Salz, nicht nur zertreten, sondern "ranzig"!


Liebe Gemeinde,

wir stehen heute wieder vor der Wahl:

Nehmen wir die Bibelstellen –wörtlich – oder ernst?

Ich bin klarerweise wieder für das ERNST nehmen. 

Das bedeutet auch, ich, wir, müssen versuchen das Wesen der biblischen Anliegen zu erfassen.

Kleiner Exkurs: Ich habe letzte Woche aus Anlass des Todes von Maximilian Schell im TV den Beginn des FILM-Klassiker über die Nürnberger Prozesse nach dem 2. Weltkrieg,  angesehen. Da stand auch die Frage im Gerichtssaal. „War die Aufgabe der beklagten Richter Nazi-Deutschlands die geltenden NAZI-Gesetzte zu vollziehen oder hätten die Richter „wissen“ müssen, dass diese Gesetze selbst „verbrecherischer Natur“ waren und somit nicht mehr Grundlage von Recht-Sprechung sein durften.

Wenn wir Menschen sagen: Wir haben nur das >Gesetz< befolgt und unsere Pflicht getan. Dann schieben wir hier meist auch gerne die Verantwortung ab.

Franz Jägerstätter hat diese Verantwortung selbst übernommen.  Ein einfacher Mann, kein „studierter“, seinem Gewissen folgend ging er in den Tod. Er hat damit vordergründig kein Menschenleben gerettet. Im Gegenteil seines verloren und das seiner Familie belastet.

Wir müssen uns immer wieder fragen. Was tun wir, warum tun wir es und was ist gut für uns.

Warum gibt es dann überhaupt Gesetze, wenn wir uns ohnehin immer wieder selbst hinterfragen müssen?

Gesetze helfen uns schnell und sicher Entscheidungen zu treffen und berechenbar und planbar zu bleiben. Wenn sich Verkehrsregeln dauernd ändern würden, der Verkehr bräche zusammen. Fahren wir heute Links oder Rechts? Gesetze und Regeln sind also per se nicht schlecht wir müssen aber wissen welchem Zweck sie dienen.

Welche Bilder und Vorgaben finden wir heute in den Lesungen?

Jesaja:

7Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten.

Ich würde sagen in Österreich haben wir mit diesen Vorgaben wenig Probleme. Durch unsere Steuern und Sozialabgaben haben wir das gesellschaftlich geregelt.

Religion hat seit jeher viele Elemente des Zusammenlebens geregelt“ – das sicherte die Weitergabe und Befolgung der Regeln mit göttlicher Autorität ausgestattet sind sie in Zeiten ohne Bücher und Schriftkenntnisse auf diese Art und Weise sicher und verlässlich tradiert worden.

Lukas: 13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

Auch dieses Bild ist bei uns gerade aktuell: Salz, seinerzeit ein kostbares Gewürz, das weiße Gold. Es hat seinen Wert verloren. Wir streuen es gleichsam als Enteisungsmittel auf die Strassen und zertreten es.

Was aber hat das Bild dann mit uns zu tun? Das Christentum ist in Verruf gekommen.

a)      Die offizielle röm.kath.Kirche, konservative und fanatische Christen halten an „Gesetzen“ fest, deren Sinn für uns heute nicht mehr gegeben ist. Z.B. Mann und Frau-sein per se  absolut zu Kategorien der Befähigung zu machen einem „Job“ oder einer Berufung zu folgen sind keine objektiven Kriterien. Christen mit einem „Religionsstifter“ der uns in Gleichnissen und Beispielen gezeigt hat in welche Richtung es gehen soll, können sich nicht auf diesen Stifter berufen um andere zu diskriminieren. Gerade er, Jesus der Christus, hat sich den Diskriminierten ja zugewandt.
Wo Religion und Kirche diskriminiert, da lässt das Licht des Christentums nach. Das Salz wird schal.

b)      Religiöse Unterdrückung  und Missbrauchsfälle in der röm.kath. Kirche haben einen schalen Beigeschmack bei den Menschen hinterlassen. Das Salz es wurde  nicht nur geschmacklos, sondern „ranzig“. Das lässt das Licht des Christentums verblassen. Das Salz wird schal.

c)      Wir, Österreicher,  sind reicher denn je, als Volk, an Geld, Kultur und Vielfalt. Und dennoch beklagen wir uns dauernd, „motschgern“, „raunzen“. Statt  gemeinsam eine Gesprächskultur zu entwickeln. Was ich hin und wieder auf Facebook zu lesen bekomme an kräftigen und bildhaften Ausdrücken und Flüchen. Das sind nicht nur schlecht Manieren, das ist Kulturlos. Da denke ich ist das Licht und die Vernunft und das Salz von Christen gefragt. Moderieren statt schimpfen, Vertrauen und Respekt aufbauen statt pauschal verurteilen.

Die heutigen Bibelstellen zeigen uns, dass es nicht reicht, das Gesetz erfüllt zu haben: Jesaja ist bei uns mit seinen Forderungen ja erfüllt. Unser soziales Netz ist prinzipiell tragfähig. Reicht das?

Es gibt immer wieder etwas zu verbessern, anzupassen, Löcher im Netz zu stopfen. Wir müssen auch die Gesellschaft davor bewahren zurückzufallen in plumpe Beschimpfungen und dumme Sprüche.

Wir müssen das Niveau halten und nicht die Hautcreme für solches halten, nur weil wir im Stande sind Werbung im TV zu sehen. Aus dem TV kommt Gutes wie Schlechtes. Wir müssen lernen zu wählen. Es ist schwer, ich weiß. Zap.zap zap... Genauso im Internet. Genauso auf Facebook. Gutes wie Schlechtes. Auf jeder Strasse kann Gutes oder Schlechtes daherkommen.  Genauso aus unserem Munde!

Als Christen sind wir aufgerufen Salz zu sein, welches die gesellschaftliche Suppe genießbarer macht. Wir sollen Leuchten sein im religiösen Gespräch und im gesellschaftlichen Prozess. Dann brauchen wir uns nicht verstecken und angst haben vor der Zukunft.

Das ist die Hausaufgabe: Salz und Licht zu sein. Wo bin ich gerade hier und heute, morgen und übermorgen gefordert?

Amen!

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